Aus dem Leben eines (gelegentlichen) Reiseführerautoren – Teil 2

Thailand

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Ich bin gerade dabei die 15. Ausgabe des Reise Know How Thailand Handbuch zu aktualisieren. Zur Zeit bin ich mit meiner Frau, Fotografin Aroon Thaewchatturat an der Ostküste unterwegs, genau richtig um die Demonstrationen in Bangkok zu verpassen. Wer gerade seinen Urlaub in Thailand plant, sollte nicht in Panik geraten. Obwohl das Land politisch gespalten ist und weitere Demonstrationen folgen werden, sind Besucher wie immer herzlich willkommen und werden von den derzeitigen Unruhen der Rothemden kaum etwas merken. Aber zurück zu meiner Reise.

Jedes Mal wenn ich südlich von Hua Hin die Strände besuche, bin ich überrascht, dass nur wenige Besucher aus dem Ausland in Ban Krud und Bang Saphan Urlaub machen. Die Strände sind teilweise atemberaubend schön, nicht zuletzt weil man in der Gegend auch noch den Fischern bei der Arbeit zuschauen kann. Unterkünfte gibt es auch fast wie Sand am Meer, aber ein eigenes Motorrad oder Auto sind hilfreich, denn Busse und Sonthaews sind hier nicht besonders verbreitet. Die Küstenstraßen sind fast verkehrsfrei und Fahrradtouren eignen sich für alle die, die die Hitze vertragen.

Am Straßenrand werden auf zahllosen großen mit Draht überspannten Holzrahmen Tintenfische getrocknet; Teams  junger Männer und Frauen, ganz in bunte Stoffe vermummt, sortieren in der Mittagshitze Millionen kleine Fische; an den Stränden sitzen alte Männer im Schatten, rauchen handgerollte Zigaretten und reparieren ihre Netze; in abgelegenen Buchten jagen Jugendliche mit einfachen Harpunen das Abendessen für die Familie; abends fahren die Dorf-Mädchen in knappen Hotpants und lauten T-Shirts, bedruckt mit englischen Slogans, die keinen Sinn ergeben und die niemand liest, die Strandstraßen auf und ab, zu zweit oder zu dritt auf jedem Mofa, auf der Suche nach Träumen, die man träumt, wenn man im Paradies lebt und die Welt sonst nur durchs Fernsehen kennt. Full Moon Partys und Beer Bars werden natürlich nicht geboten, wahrscheinlich der Grund warum es an diesem Streifen der Ostküste so traditionell zugeht. Daran werden auch meine Reiseführerempfehlungen nichts ändern.

Zwischen Prachuap und Chumphon finden sich Buchten, die man fast ganz für sich allein hat. Die Leute sind freundlich und haben Zeit und jedes Strandrestaurant serviert großartige Fischgerichte. In Bang Saphan habe ich sogar ein gutes französisches Restaurant gefunden. Ebenfalls in der Gegend hat eine exzentrische Dame ein Resort im marokkanischen Stil gebaut. Den Harem muß man allerdings mitbringen.

Nachdem ich die Kleinstädte der Küste abgeklappert hatte – das leicht vulgäre Hua Hin, das verschlafene Prachuap Khirikhan, der Zwischenstop Chumphon und die Hafenstadt Surat Thani, ist die Ankunft in Ko Samui immer wieder ein Schock. Der Verkehr ist schlimmer als auf dem Festland, die Anzahl der Proleten aus dem Ausland, vor allem aus Großbritannien, ist angsteinflößend und viele Thais, die hier arbeiten, haben kein sehr gutes Image von den Farang, den Ausländern. Sobald es dunkel wird, dreht die ganze Insel am Rad – Bungalows, Condominums und Hotelzimmer leeren sich und die Straßen in Chaweng und Lamai, vollgepackt mit MacDonalds, Swensens, Irish Pubs und Hofbräuhäusern, und jeder freie Quadratmeter dazwischen bevölkert von tausenden von jungen Frauen, Männern, Transvestiten und Transexuellen auf der Suche nach neuen Freunden, werden zu einem kapitalistischen Schmelztiegel in dem alles käuflich ist.

Für alle die, die nicht hier sind, um am Rad zu drehen, fällt der Groschen erst wenn man die Hotelghettos durchquert hat und einen der Strände erreicht, denn die Panorama-Blicke über den Golf von Thailand sind atemberaubend schön im unwirklich tropischen Abendlicht, dass sich in den dunklen Augen der Thais spiegelt und Besucher dazu einlädt ihre Sorgen für ein paar Tage oder Stunden zu vergessen.

Aus dem Leben eines (gelegentlichen) Reiseführerautoren – Teil 1

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